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Dreimal ist versucht worden, das Häuschen anzustecken

        
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Leseprobe aus einem neunseitigen Interview, das Klein Mexiko am 20.12.1999 mit den Kontaktpolizisten Horst Ernst (50) und Roland Busch (51) und dem stellvertretenden Revierleiter Harald Herrmann (47) in Bremen-Gröpelingen führte. Anlaß des Gespräches waren die Konflikte um einen Unterstand für meist alkoholkranke Arbeitslose, die an einem Treffpunkt nahe einer Kirche in einem parkähnlichen Grünzug zusammenkommen. Der Unterstand wurde u.a. auf Initiative des Sozialarbeiters Jonas Pot d' Or unter Mitwirkung verschiedener Institutionen errichtet und ist inzwischen auf öffentlichen Druck hin wieder entfernt worden.
 

KM: Wieviele Menschen halten sich im Sommer im Durchschnitt an dem Unterstand bei der Philippuskirche auf?
 
Ernst: Wenn schönstes Sommerwetter ist, dann halten sich zwanzig bis dreißig Leute dort auf.
 
Busch: Vor der Errichtung des Unterstandes, also vor Juni dieses Jahres, waren die Leute im Bereich der Mauer am Fußweg und so ein Stückchen auf der Wiese davor.
 
E.: Bevor der Unterstand errichtet wurde, saßen auf der Mauer nur Alkoholiker. Man kannte sich. Die Leute kamen aus dem Nahbereich im Stadtteil, also Seewenjestraße, Dirschauer Straße, Gnesener Straße.
 
B.: Vorher waren aber auch schon andere da. Vor längerer Zeit war es nur eine Gruppierung, dann sind es immer mehr geworden, auch aus anderen Stadtteilen. So dass wir immer von vier bis fünf verschiedenen Gruppierungen ausgehen können. Zu den Alkoholikern, die da ihr Wohnzimmer eingerichtet hatten, kamen auch Dealer und ‘Junkies’. Und es wurde auch schon ein bißchen konträr.
 
E.: Durch die Errichtung des Unterstandes ist es aber noch extremer geworden.
 
KM: Wie oft werden Sie im Sommer aus aktuellem Anlaß in den Bereich um diesen Unterstand gerufen?
 
E.: Fast täglich, sei es, dass wir als Kops dort tätig geworden sind oder der Streifenwagen dort hingefahren ist. Anlass war zum Beispiel Sachbeschädigung: Dreimal ist versucht worden, das Häuschen anzustecken. Es gab Schlägereien und Ruhestörungen.
 
B.: Wenn es warm war und die Abende lau waren im Sommer, hatten wir da gut zu tun. Da wurde dann zu viel getrunken, dann verlieren die Leute die Übersicht und es passiert was. Die Anwohner fühlen sich belästigt, weil die Leute da draußen ‘eine Party feiern. Wir sind als Kops den ganzen Tag zu Fuß unterwegs und schauen da täglich einmal vorbei, sprechen mit den Leuten, damit sie wissen, dass sie unter Beobachtung sind. Wir wollen ja auch den Ärger mit den Anwohnern nicht haben. Außerdem ist das auch so ein Verkehrsknotenpunkt für Fußgänger.
 
E.: Der Bereich wird auch stark von Kindern frequentiert. Das ist der Weg zur angrenzenden Schule an der Fischerhuder Straße und zur Gesamtschule West und zum Kindergarten an der Philippuskirche.
 
B.: Die ganzen Anwohner aus dem Bereich, zum Beispiel aus der Seewenjestraße, die gehen da durch um zu den Discountläden zu kommen oder auch zur Straßenbahnhaltestelle. Das wird von den Leuten als übel empfunden, wenn sie Bedenken haben müssen, dort vorbei zu gehen. Die Typen sind oft sehr angetrunken und haben Hunde mit, die nicht angeleint sind und dann Passanten beängstigen. Wir müssen die Leute ständig und immer wieder ermahnen, die Hunde anzuleinen oder die Bierdosen in die blauen Säcke zu werfen.  
(...)  


vgl. auch Wieder besucht (1)

Weitere Themen des Gespräches:

Gewalt an den Treffpunkten

Polizeiliche Konfliktstrategie

Soziale Probleme und Strukturwandel

Städtebauliche Gegenstrategien

Sozialarbeiterische Gegenstrategien

Anwendung des Polizeigesetzes

Gesamtstädtische Schau des Problems

Legale und illegale Drogen

und vieles andere mehr


Weitere Themen des Heftes:

Reportage: Sozialarbeit im Gröpelinger Park

Interview: Streetwork in der offenen Szene

Reportage: Offene Drogenszene Sielwall

Interview: Tabakhändler an offener Szene

Interview: Kops im Viertel (offene Szene)
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